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Aus für historische Gaslaternen
Rat der Stadt Düsseldorf beschließt: nur 220 der 14.000 Gaslaternen bleiben
Jahrelang fand ein erforderlicher und gut gestalteter, bürgerschaftlicher Diskurs zur Erhaltung der Düsseldorfer Gaslaternen statt. Dieser Prozess endete mit einem konkreten Plan, an welchen Stellen die unterschiedlichen Gaslaternen in Hinblick auf ihren jeweiligen historischen Wert und ihrer Beleuchtungsstärke erhalten bleiben sollen und wo nicht. Dieser Prozess gipfelte schließlich in dem Ratsbeschluss zur Erhaltung von rund 10.000 der über 14.000 gasbetriebenen Laternen. Zudem wurde die Gasbeleuchtung der Landeshauptstadt 2020 unter Denkmalschutz gestellt. Schließlich hat Düsseldorf dank der Brüder Mannesmann, die ihr Unternehmen in Düsseldorf ansiedelten, eine lange Industriegeschichte, aus der heraus die Gasbeleuchtung entstand. Mannesmann lieferte damals nicht nur das Gas, sondern auch die zur Gasversorgung gehörenden Röhren. Ja, sogar Masten wurden ab 1890 von den Mannesmann Werken hergestellt. Schließlich entwickelte Otto Felix Mannesmann den gassparenden, patentierten hängenden Glühstrumpf, der auch in den Düsseldorfer Gasleuchten Verwendung findet.
Zur Darstellung der Schutzwürdigkeit der Gasbeleuchtung und der dazugehörigen Industriegeschichte benötigte die Landeshauptstadt Düsseldorf immerhin 28 DIN A4 Seiten: https://www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt63/denkmalschutz/Gasleuchten/200926_Denkmalliste-Duesseldorfer-Gasbeleuchtung.pdf. Der Denkmalschutz für die Gasbeleuchtung in Düsseldorf ist mehr als gerechtfertigt. Schließlich ist hier noch das größte, flächendeckende Netz von gasbetriebenen Leuchten weltweit vorhanden. Zudem gibt es im Düsseldorfer Straßenbild viele unterschiedliche Leuchten, die mit den Gebäuden ein Ensemble bilden, und an denen die Industriegeschichte und die Entwicklung der Gasbeleuchtung gut abzulesen sind.
Doch dann kam der Ukraine Krieg und Gas wurde kurzfristig knapp und teuer und ein politisches Umdenken setzte ein, obwohl noch Ende 2022 bekräftigt wurde, so wie beschlossen, die denkmalgeschützten 10.000 Leuchten zu erhalten. Obwohl die 14.000 Gaslaternen in Düsseldorf nur für 0,25 % des CO2-Ausstoßes verantwortlich sind, müssen sie nun, bis auf die die rund 220 Laternen im Hofgarten, gemäß dem aktuellen Ratsbeschluss LED-Leuchten und Nachbauten von Gasleuchten mit LED-Licht weichen.
Damit wird das das weltweit einmalige Industriedenkmal Düsseldorfs unwiederbringlich vernichtet. Schließlich ist eine nachgebaute Laterne nicht mit einer echten gasbetriebenen Laterne zu vergleichen. Dies zeigen die Fotos von bereits aufgestellten Nachbauten, die offensichtlich bei Insekten als Behausung sehr beliebt sind, jedoch wegen ihrer Verschmutzung nicht dauerhaft der Funktion einer gasbetriebenen Beleuchtung entsprechen können.
Natürlich kann man einwenden, dass es anachronistisch sei, gasbetriebene Leuchten im Stadtgebiet zu betreiben, die zudem noch eine geringere Lichtausbeute haben und mehr CO2 erzeugen als ihre Vorgänger. Natürlich kann man einwenden, dass Gas teurer sei als Strom und mit der Gasbeleuchtung höhere Kosten entstünden. Natürlich kann man einwenden, dass die Wartung der alten Gasleuchten aufwendiger und damit teurer sei, als die von neuen LED-Laternen. Was Düsseldorf allerdings unwiederbringlich verliert, ist ein weltweit absolut einmaliges denkmalgeschütztes Industriedenkmal.
Der Erhalt eines Industriedenkmals hätte eines entsprechenden Abwägungsprozesses, auch mit den Anwohnern, bedurft. Die sicherlich auch sachgerechten Erwägungen zu den laufenden Kosten und dem CO2-Ausstoß der Gasbeleuchtung hätte aber im Hinblick auf den Denkmalwert nicht zu einem solch radikalen Schritt führen dürfen. Die nur etwa 220 Original-Gasleuchten im Hofgarten reichen nicht aus, um überhaupt darstellen zu können, welch wichtige Funktion das Gasnetz und die Gasleuchten für die Entwicklung der prosperierenden Stadt Düsseldorf gehabt haben.
Wichtig ist auch zu wissen, dass nicht jede Gasleuchte, die heute noch im Stadtbild vorhanden ist, durch entsprechende Nachbauten ersetzt werden wird. Das wird wohl nur bei den Gasleuchten geschehen, die gemeinsam mit den Gebäuden als historisch besonders wertvoll eingestuft werden. Wie genau dieses Abwägungsprozedere von statten gehen soll, ist aber noch unbekannt. Der LED-Nachbau gasbetriebener Leuchten ist nämlich ein sehr teures Unterfangen, das nicht für insgesamt über 14.000 Gasleuchten erfolgen kann.
Das lieb gewonnene und gewohnte Stadtbild von Düsseldorf wird sich also kolossal verändern und die Straßen werden jahrelang mit entsprechenden Baumaßnahmen blockiert werden.
Die Kosten für die Umrüstung werden mit 6.000 bis 10.000 Euro pro Leuchte veranschlagt. Noch teurer sind die geplanten historischen Nachbauten, die man errichten möchte. Insgesamt wird es wohl über 100 Millionen Euro kosten, die Gasleuchten auszutauschen. Das ist ein ziemlich teures Unterfangen, kostet doch damit jede Tonne eingesparten des CO2 10.000 bis 12.000 Euro. Dabei wäre es auch möglich, CO2 viel einfacher und billiger einzusparen, wenn man zum Beispiel die Gasleuchten mit Biogas betreiben würde. Auch hätte man als erstes die über 50.000 elektrischen Leuchtpunkte im Stadtgebiet auf LED umrüsten können, um schnell und kostengünstig eine große Menge CO2 einzusparen.
Glücklicherweise werden Grundstückseigentümer aber durch diese exorbitant teuren Pläne der Stadt Düsseldorf zukünftig wahrscheinlich nicht mehr mit Anliegerbeiträgen behelligt werden: Das Land NRW plant, die Anliegerbeiträge für die Erneuerung und Verbesserung der Straßen und der Straßenbeleuchtung ab dem 1.4.2024 abzuschaffen.
Wegen des Denkmalwerts und des angespannten Haushalts der Stadt Düsseldorf muss in der Politik noch einmal ein Umdenken stattfinden, damit eine deutlich größere Zahl, als die bislang vorgesehen rund 220 Leuchten im Hofgarten erhalten bleiben. Das würde dem Denkmalschutz und dem historischen Wert der Gasbeleuchtung in Düsseldorf gerecht.
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